Gerade in Phasen, in denen sich eine Partnerschaft verändert, wie beispielsweise nach der Geburt eines Kindes, ist es wichtig, sich gegenseitig richtig zuzuhören. "Richtig zuhören“ ist aber gar nicht so einfach.

Gerade in Veränderungssituationen müssen wir in ständigem Austausch bleiben

Um eine erfüllende Beziehung führen zu können, ist es unheimlich wichtig, dass wir in ständigem Austausch miteinander sind. Nur so schaffen wir es, Krisen zu bewältigen und unseren gemeinsamen Alltag glücklich zu gestalten. Gerade in Situationen, in denen sich vieles verändert, wie zum Beispiel nach der Geburt eines Kindes, verändern wir uns auch als Menschen. Unsere Bedürfnisse und Erwartungen sind andere als zuvor und es beschäftigen uns plötzlich ganz neue Dinge. Vielleicht verschieben sich auch einige unserer Werte.

Um in dieser Situation mit unserem Partner in Kontakt zu bleiben, uns nicht fremd zu werden, Missverständnisse zu vermeiden und uns gegenseitig unterstützen zu können, ist es wichtig, dass wir einander gut zuhören. 

Einfach zuhören ist gar nicht so einfach

Wie oft passiert es uns, dass wir zwar meinen, zuzuhören, aber eigentlich sind wir mit unseren Gedanken ganz woanders: wir überlegen uns vielleicht einen Ratschlag oder haben eigene Geschichten oder Gedanken, die unserer Ansicht nach genau dazu passen würden. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen nennt das „egozentrisches Zuhören“. Gleichzeitig selektieren wir aus dem Gehörten nur das aus, was wir für nützlich oder interessant halten oder was in unser Weltbild passt.

Wenn wir wirklich zuhören würden, würden  wir ziemlich schnell merken,  dass unser Gegenüber etwas anderes im Sinn hat. Dann würden wir nicht überlegen, wie wir den anderen von unserer Sicht auf die Welt überzeugen können, sondern fragen: in welcher Welt macht das Sinn, was der andere mir sagt?

Das erfordert von uns als Zuhörer eine ganz andere innere Haltung und Einstellung: dass wir unseren Gesprächspartner wirklich akzeptieren und wertschätzen. Aufrichtiges Interesse an der Wahrnehmungswelt unseres Gegenübers. Die Bereitschaft sich in seine Lage hineinzuversetzen und mitzufühlen. Sich das, was der andere erzählt, vielleicht sogar bildlich vorzustellen und mitzuerleben. Und natürlich, dass wir ihn ungestört ausreden lassen. Wenn wir wirklich zuhören, merken wir, dass wir, dass wir für diesen Moment unsere eigene Agenda aus den Augen verlieren. Wir sind vollkommen beim anderen und haben dadurch die Möglichkeit, ihn wirklich zu verstehen.

Interessanterweise kennen wir zwar alle aus eigener Erfahrung das Bedürfnis, einfach nur ungestört und vollständig erzählen zu können, was uns bewegt. Und trotzdem fällt es uns ganz schön schwer, dieses Bedürfnis als gute Zuhörer zu erfüllen.

Richtig zuhören üben im Zwiegespräch

Eine wirkungsvolle Methode, um dieses „empathische Zuhören“ zu üben, ist das Zwiegespräch, das von den Paartherapeutin Celia Fatia und Michael Lukas Moeller entwickelt wurde. Eine Anleitung dazu findet ihr hier.

Jedes Mal, wenn ich mit meinem Partner dieses Gespräch führe, wird mir wieder bewusst, wie wichtig dieser Austausch ist. Noch mehr seit wir Eltern sind und die Zeit dafür eher knapp ist. So viele wichtige Informationen darüber, was meinen Partner bewegt, würden einfach hinter den Gesprächen über die Organisation des Familienalltags runterfallen. Und ich bin mir fast sicher, dass wir, wenn wir diesen Austausch nicht hätten, uns mit der Zeit ganz schön fremd werden würden. Deshalb ist diese Methode für mich unheimlich wirkungsvoll und wichtig.

Zuhören ist eine Form der Kommunikation, die genauso wertvoll ist, wie das Sprechen. Vielleicht habt ihr Lust euer „Zuhörverhalten“ mal zu beobachten oder ein Zwiegespräch als festen Termin in euren Alltag zu holen?

Literaturtipp: Michael Lucas Moeller: Die Wahrheit beginnt zu zweit: Das Paar im Gespräch