Mit diesen vier Verhaltensweisen ruiniert ihr eure Beziehung – Die vier apokalyptischen Reiter

Mit diesen vier Verhaltensweisen ruinierst du deine Beziehung

Vielleicht habt ihr schonmal von den vier apokalyptischen Reitern aus der Bibel gehört – den vier Boten, die den Weltuntergang einleiten.

In Anlehnung daran hat ein berühmter Beziehungswissenschafter namens John Gottmann die vier apokalyptischen Reiter in der Partnerschaft identifiziert: vier Kommunikationsfehler, die eine Partnerschaft auf Dauer ruinieren und schließlich zu einer Trennung führen können.

Wie hat er die identifiziert? Er hat gemeinsam mit einem Kollegen, der Mathematiker war, in einem Liebeslabor über mehrere Jahre viele hundert Paare beobachtet und dabei regelrecht vermessen. Während die Paare über ihre Beziehung sprachen oder über Themen wie Geld, Kindererziehung oder Sex diskutierten, haben die Wissenschaftler körperliche Reaktionen, wie Blutdruck oder Hautwiderstand, gemessen. Zusätzlich wurden die Paare gefilmt und analysiert. Auf die Zehntelsekunde genau wurde jedes Wort und jeder Gesichtsausdruck codiert. Aus den Ergebnissen haben die Forscher mathematische Formeln entwickelt, die ihnen, wie sie sagen, ermöglichen, die Trennungswahrscheinlichkeit von Paaren vorherzusagen. Wer mehr dazu lesen möchte, dem empfehle ich das Buch „Die sieben Geheimnisse der glücklichen Ehe“ von John Gottmann, in dem er diese Forschungen beschreibt.

Die vier apokalyptischen Reiter

Während dieser Studien hat er ausserdem vier besonders destruktive Verhaltensweisen von Paaren beobachtet, die er als die vier Apokalyptischen Reiter bezeichnet, und die, wenn sie sich häufen, mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit zum Scheitern einer Beziehung führen können. 

Dazu gehören:

  • Kritik
  • Verteidigung
  • Verachtung
  • Mauern

Mit diesem Beitrag möchte ich euch gerne für diese vier apokalyptischen Reiter sensibilisieren, denn in Extremsituationen ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich einer oder alle vier von ihnen in unsere Kommunikation einschleichen.

Apokalyptischer Reiter Nr. 1: Kritik

Der erste apokalyptische Reiter ist die Kritik, und damit ist nicht konstruktive, liebevoll gemeinte Kritik gemeint, die den anderen weiterbringt, sondern generalisierende, abwertende Vorwürfe. Typisch für diese Art von Kritik sind Wörter wie „nie”, “immer”, “dauernd”, Du- statt Ich-Botschaften  oder besonders unfair:  vernichtende Kritik vor Dritten:

„Du hast heute schon wieder vergessen, den Kindern in der Früh die Mütze mitzugeben. Wenn ich das nicht immer kontrolliere, klappt das nie bei Dir!“

oder

„Du hast mir schon vor einem halben Jahr versprochen, dass du deine Sachen im Keller aufräumst. Nie hältst Du Dich an deine Versprechen.“

Apokalyptischer Reiter Nr. 2: Verachtung

Manchmal reiht sich an die Kritik auch schon gleich der zweite apokalyptische Reiter: Die Verachtung. Durch Verachtung vermittelt der Kritiker dem anderen, ihm überlegen zu sein. Verachtende Reaktionen zeigen sich auch manchmal nonverbal, etwa durch Augenrollen oder abfällige Handbewegungen; durch sarkatische oder zynische Bemerkungen, Spott und Aussagen, die den anderen beleidigen oder verletzen:

„Du hast ja schon wieder Gurken statt Zucchini gekauft. Verstehst du den Unterschied nicht? Wie kann man nur so doof sein!“ 

„Immer wenn Du Sarah wickelst, weint sie. Komm lass mich das lieber machen!“

Apokalyptischer Reiter Nr. 3: Rechtfertigung

Häufig wird durch diese Kritik beim anderen der dritte apokalyptische Reiter hervorgerufen, die Rechtfertigung.

„Ich habe die Mützen heute morgen überall gesucht, keine Ahnung, wo Du sie versteckt hast.“

„Ich bin ständig damit beschäftigt, dir deine Sachen zu reparieren, dass ich leider nicht dazu komme, den Keller aufzuräumen.

Typisch ist, dass derjenige, der sich rechtfertigt nicht auf den Vorwurf eingeht, denn er fühlt sich ja im Recht. Dieses Verhalten führt meistens dazu, dass sich der andere nicht verstanden und vielleicht sogar beschuldigt fühlt und weiter schimpft. Und schon seid ihr drin in der Streitspirale.

Apokalytischer Reiter Nr. 4: Mauern

Wenn die Spannung zwischen den Partnern schließlich sehr hoch ist, kann es passieren, dass einer durch die Situation so gestresst ist, dass er nicht mehr in der Lage ist, dem anderen zu zeigen, dass er ihm zuhört, z. B. durch Kopfnicken oder Blickkontakt, und statt dessen mauert (der vierte apokalytischen Reiter). Vielleicht holt er sich eine Zeitung und verschwindet demonstrativ in den Nebenraum. Etwa weil er keine Lust hat, immer mit dem gleichen, in seiner Wahrnehmung, nervigen Streitthema konfrontiert zu werden.  Oder weil er sich vor in seiner Wahrnehmung ungerechtfertigten Vorwürfen schützen will. So kann es dazu kommen, dass Paare tage- oder sogar wochenlang nicht mehr miteinander reden.

Vielleicht seid ihr ja dem ein oder anderen apokalyptischen Reiter schonmal begegnet und vielleicht könnt ihr diese in Zukunft erkennen und vermeiden.

Konflikte wird es zwischen Dir und deine*m Partner*in Immer wieder geben – wichtig ist wie ihr diese austragt. Und das haben wir tatsächlich in der Hand. Wir entscheiden durch unsere Wortwahl und unser Verhalten, ob diese Konflikte sich destruktiv oder konstruktiv auf unsere Beziehung auswirken.

Wollen wir Recht haben und unsere Macht demonstrieren? Wollen wir unsere*n Partner*in fertig machen und zum Schweigen bringen? Oder wollen wir als Paar eine gemeinsame Lösung finden? Aufeinander schauen, und dazu beitragen, dass es uns beiden gut geht in der Beziehung?

Wie könntet ihr also alternativ handeln?

Zuerstmal könntet ihr versuchen, generalisierende, beleidigende Kritik und Du-Botschaften zu vermeiden und stattdessen eure Wünsche, Ängste oder Bedürfnisse mitteilen. Das könnte dann z.B. so klingen:

“Ich mache mir einfach Sorgen, dass unsere Kinder wieder eine Ohrenentzündung wie im letzten Jahr bekommen. Ausserdem stresst mich der Gedanke, dass wir dann wieder eine Woche haben, in der wir diskutieren, wer leichter von der Arbeit zuhause bleiben kann.”

Beobachtet auch mal, ob sich in eure Beziehung schon verachtende Verhaltensweisen, wie Augenrollen oder zynische Bemerkungen eingeschlichen haben. Und falls euch mal eine rausrutscht, entschuldigt euch am Besten schnellstmöglich.

Ihr könntet auch mal versuchen – und ich weiß, wie schwer da ist – auf eine Kritik nicht mit Rechtfertigung oder einem Gegenangriff zu reagieren, sondern versuchen, neugierig zu sein, auf das, was der andere euch mitteilen will. Auf das, was ihr oder ihr gemeinsam vielleicht tun könnt, damit es ihm wieder besser geht.

Und wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr gerade wahnsinnig unter Strom steht und einfach keine Lust habt, über ein bestimmtes Thema zu sprechen, dann könnt ihr euch natürlich auch eine Auszeit nehmen – nur nicht über mehrere Tage oder Wochen hinweg. Schaut, dass ihr auch bei unangenehmen Themen mit eurem Partner oder eurer Partnerin in Kontakt bleibt, Interesse zeigt, für das was ihn oder sie diesbezüglich bewegt und eine Lösung zu finden, die für euch beide passt.

Wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr es alleine nicht schafft, diese Themen auf den Tisch zu holen, ohne dass es eskaliert, könnt ihr euch dazu vielleicht auch einen guten Freund oder einen gute Freundin  oder einen Mediator dazuholen.